Über Ego, Psyche und spirituelles Bewusstsein: Den Verstand erweitern ohne Verständnis
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Was ist (spirituelles) Bewusstsein und wo hat es seinen Ursprung? Sowohl Religion als auch Wissenschaft versuchen bis heute, diese Fragen zu beantworten. Selten halten wir einen Moment inne und machen uns die Tatsache bewusst, dass wir unser eigenes Bewusstsein bewusst wahrnehmen können. Aber auch, wenn viele von uns ihr Leben sehr unachtsam verbringen, haben wir dennoch ein Bewusstsein. Spirituell muss man nicht unbedingt sein, um diese Wahrheit zu erkennen. Ein spirituelles Bewusstsein für sich und sein Leben zu entwickeln, bedeutet jedoch, ganz bewusst auf Erkundungsreise in dieses eigene Bewusstsein einzutauchen.
Und was genau ist Spiritualität? Spiritualität ist im weitesten Sinne die Suche nach dem Selbst. Hier geht es jedoch nicht um das, was wir heutzutage oft als »Selbst« verstehen, nämlich den eigenen Körper und Verstand. Wenn wir »Ich« sagen, beziehen wir uns im Normalfall auf die Person und Persönlichkeit, als die wir uns kennen – dieses Selbst muss nicht gefunden werden. Doch viele Menschen kommen irgendwann in ihrem Leben an einen Punkt, an dem sie intuitiv spüren können, dass das nicht alles ist und die Suche nach dem wahren Selbst, der eigenen Geistigkeit, dem inneren Leben, beginnt. Ein spirituelles Bewusstsein entsteht und führt den Menschen auf die Wohl spannendste Reise in diesem Leben: die Reise zurück zu sich selbst.
Unter spirituellem Erwachen wird der Moment oder Prozess verstanden, indem sich ein Mensch der Tatsache bewusst wird, dass er gar nicht der Mensch ist, sondern das Bewusstsein hinter diesem Menschen. Das kann sowohl ein gradueller, schrittweiser Prozess sein als auch ein schlagartiges Erwachen. Dieses spirituelle Erwachen kann durch ein lebensveränderndes Ereignis ausgelöst werden, wie einen Unfall oder eine Krankheitsdiagnose. Das heißt natürlich nicht, dass jeder, der in seinem Leben schwierige Erfahrungen gemacht hat, automatisch spirituell oder »woke« ist. Grundsätzlich gibt es jedoch eine sehr starke Tendenz: Es scheint einen direkten Zusammenhang zwischen persönlichem Leiden und spirituellem Erwachen zu geben. Vermutlich liegt das daran, dass, je höher der Schmerz ist, umso intensiver auch die Suche nach Heilung beziehungsweise Auswegen aus der aktuellen Situation ist. Du beginnst, dich selbst und dein Umfeld zu hinterfragen.
Der Prozess oder Moment des spirituellen Erwachens ist für viele Menschen sehr unterschiedlich und kann schwierig in verschiedene Phasen eingeordnet werden. Die meisten Menschen durchlaufen jedoch mindestens einmal folgende Phasen:
Spirituelle Transformation ist selten ein linearer Prozess und meistens durchläuft man in seinem Leben diese Phasen mehrere Male. Oft werden besonders die dunklen Phasen sehr stark abgelehnt, bis man versteht, dass genau diese Stufe der spirituellen Transformation eine unglaubliche Chance bietet, sich von den Dingen zu lösen, die einem nicht guttun – und das gilt nicht nur für die Welt der Materie, sondern auch für Gedanken und Emotionen. Es ist eine Zeit der Reinigung und der Heimkehr zu sich selbst.
Wenn du dir diese Frage stellst, stehen die Chancen gut, dass du bereits mitten drinsteckst. Grundsätzlich entwickelt sich das spirituelle Bewusstsein aber auf seinem ganz eigenen Weg – und kann nicht erzwungen werden. Wir haben dir nachfolgend eine Liste mit ein paar Dingen zusammengestellt, die dir auf deiner Reise zum selbst helfen können:
Einer der größten Katalysatoren, um sein spirituelles Bewusstsein zu entwickeln, ist eine Partnerschaft. Aufgrund der engen Bindung zu unserem Partner dient diese besondere Beziehung dazu, uns unsere eigenen Glaubenssätze verstärkt zu spiegeln. Das kann zeitweise sehr schwierig und erschöpfend sein, bietet gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, noch genauer hinschauen zu können. Als der größte Spiegel, den wir im Leben haben, wird uns in unserer Partnerschaft genau vor Augen geführt, wo wir noch an uns selbst arbeiten dürfen.
Es ist grundsätzlich möglich, im Sinne der Bewusstseinserweiterung zu verschiedenen Werkzeugen zu greifen, man sollte sich jedoch auch der Tatsache bewusst bleiben, dass die Entwicklung von spirituellem Bewusstsein oft seinen eigenen Weg geht und wir immer wieder mit Überraschungen konfrontiert werden. Das liegt unter anderem daran, dass wir den Prozess des spirituellen Bewusst-Werdens hauptsächlich aus der limitierten Perspektive unseres Egos sehen und uns die größeren Zusammenhänge verborgen bleiben. Zusätzlich darf man sich die Frage stellen, warum man es mit der spirituellen Bewusstseinserweiterung so eilig hat. Es ist eine der Zivilisationskrankheiten unserer Zeit, dass wir immer alles schneller und besser machen wollen – genau das ist jedoch die gegenteilige Intention davon, unser spirituelles Bewusstsein zu fördern. Es geht hier nicht um Selbstoptimierung, sondern um Selbstfindung und im Bestreben ein höheres Bewusstsein für sich und sein Umfeld zu entwickeln, müssen diese Denkweisen früher oder später abgelegt werden.
Dennoch wird es immer wieder passieren, dass wir uns von unserem Ego leiten lassen, statt auf unser Higher Self zu hören – je bewusster wir werden, desto eher wird uns das auffallen. Was ist das Ego? Spirituell gesehen ist das Ego die Person, mit der wir uns identifizieren und alles, was dazu gehört. Unser Name, unser Körper, unsere Gedanken und Emotionen. Das Higher Self hingegen ist der Teil in uns, der den Zugang zu höheren Bewusstseinsebenen nie verloren hat und uns über Synchronisationen, Erlebnisse und Intuition leitet. Oft wird das Higher Self auch als Seele oder Göttliches Selbst bezeichnet. Und obwohl die Bedeutung des Higher Self und die Abgrenzung zum Ego vor allem in den Anfangsphasen unserer spirituellen Entwicklung wichtig ist, ist ebenso wichtig zu erkennen, dass ab einem gewissen Punkt auch diese Unterteilung irrelevant wird. Ultimativ ist alles eins und diese Aufteilung in verschiedene Kategorien findet nicht auf allen Bewusstseinsebenen statt.
Es ist möglich, das Ego aufzulösen, vermutlich jedoch nicht so, wie du es dir denkst. Wie alles, hat auch das Ego einen ganz bestimmten Zweck. Nur durch dein Ego hast du die Möglichkeit, die Welt, wie sie ist, zu erleben. Das Ego limitiert dich auf eine einzige Bewusstseinsebene – das, was wir Realität nennen. Es aufzulösen würde bedeuten, die Welt, wie du sie kennst, nicht mehr wahrnehmen zu können. Das ist jedoch nicht deine ursprüngliche Intention. Du bist hier, um dich selbst aus dieser Perspektive kennenzulernen und neu zu entdecken. Es ist auch nicht notwendig, das Ego aufzulösen, um dein spirituelles Bewusstsein zu erweitern. Im Gegenteil: Die Erkenntnis liegt darin, dass dich dein Ego nicht wirklich einschränkt. Du bist das Ego – und gleichzeitig alles, was ist. Ist das nicht viel aufregender, als die Annahme, dass du etwas loswerden musst? Das Ego gehört genauso zu dir, wie dein Higher Self, es bist alles du. Eine Wertung vorzunehmen würde bedeuten, Teile von dir selbst nicht zu akzeptieren. Hört sich das nach spirituellem Bewusstsein an?
Übrigens: Es gibt auch ein kollektives spirituelles Bewusstsein, beziehungsweise Ego. Mit diesem Begriff wird der kollektive Konsens bezeichnet, der zu vielen Themen existiert. Zum Beispiel: Gemüse essen ist gesund. Das ist ein kollektiver Glaubenssatz, auf den sich alle in dieser Raum-Zeit-Dimension geeinigt haben.
In der Tat hat die Einnahme von Psychedelika (ob LSD, Pilze, Ayahuasca oder andere) interessante Auswirkungen auf unser spirituelles Bewusstsein. Durch Halluzinogene kann ein temporärer »Ego-Death« erreicht werden, was uns hilft, unser spirituelles Bewusstsein zu erweitern und einen Einblick in höhere spirituelle Bewusstseinsebenen zu erlangen. Dieser Tod des Egos kann ziemlich furchteinflößend sein, denn du lässt alles, was du kennst, hinter dir. Es ist wichtig anzumerken, dass das Ego nicht wirklich stirbt, du hast in diesem Moment nur Zugang zu den Bewusstseinsebenen, die du durch die Brille deines Egos sonst nicht wahrnehmen kannst. Das kann dabei helfen, ein erweitertes Verständnis dafür zu bekommen, wer man wirklich ist.
Achtung: Bei der Anwendung von Psychedelika ist zwischen Highdosing und Microdosing zu unterscheiden – letzteres ist eher für mehr Energie im Alltag, als für spirituelle Bewusstseinserweiterung hilfreich. Grundsätzlich sollten Selbstexperimente auch immer mit der nötigen Vorbereitung stattfinden.
Hört sich alles sehr komplex an? Ist es – und gleichzeitig auch nicht. Auf dieser Reise muss man oft die Logik hinter sich lassen und das Paradoxon annehmen können. Das eigene spirituelle Bewusstsein zu entwickeln ist ein persönlicher und individueller Prozess und der beste Lehrer für dich bist du selbst. Du weißt, wo es für dich hingeht und auch, wenn es manchmal so scheint, als hättest du es vergessen, ist dieses Wissen in dir. Alle Gurus und spirituellen Lehrer, die dir auf deinem Weg vielleicht schon geholfen haben oder noch helfen werden, können auch nur eines tun: Dir den Weg zurück zu deinem eigenen Wissen und spirituellen Bewusstsein zeigen.