Psychedelika - bewusstseinserweiternde Substanzen im Überblick

Autor: MODERN MIND

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Psychedelika sind ein faszinierendes Thema. Nicht nur in der psychedelischen Community erfahren die verschiedenen bewusstseinserweiternden Substanzen großes Interesse, sondern auch wieder verstärkt in Forschung und Medizin. Während Psychedelika in Deutschland nicht legal sind, verspricht sich vor allem die Psychotherapie Fortschritte für die Behandlung von Krankheitsbildern, bei denen herkömmliche Methoden nur zu moderaten Erfolgen führen.


Falls du dich für das Thema Psychedelika interessierst und dich schon immer gefragt hast: “Psychedelika, was ist das eigentlich?” ist dieser Artikel wie für dich gemacht. Auf Basis wissenschaftlicher Kenntnisse und neuester Studienerkenntnisse, gehen wir darauf ein, wie sie wirken, welche es gibt und wie sie in verschiedenen Kontexten zur Anwendung kommen können.


Da Psychedelika ein komplexes und vielschichtiges Thema sind, haben wir diesen Artikel in mehrere Kapitel unterteilt. Auf diese erhältst du nicht nur einen übersichtlichen Einstieg ins Thema sondern kannst auch schnell die Informationen finden, die du suchst:

Was sind Psychedelika?

Bevor wir auf die unterschiedlichen Substanzen und potenziellen Wirkungen eingehen, ist es zuvor wichtig, den Begriff Psychedelika zu definieren. Psychedelika sind bewusstseinserweiternde oder -verändernde Substanzen, die zur Familie der Halluzinogene gehören. Dabei gibt es sowohl natürliche als auch im Labor synthetisierte Wirkstoffe. Gemeinsam ist allen Psychedelika der Wirkmechanismus. 


So interagieren die Wirkstoffe mit den Rezeptoren von Neurotransmittern im menschlichen Gehirn. Allen voran Serotoninrezeptoren. Der umgangssprachlich als "Glückshormon" bezeichnete Neurotransmitter ist an der Regulation vieler menschlicher Funktionen und Empfindungen beteiligt. Unter anderem die Zufriedenheit, der Tag-Nacht-Rhythmus und das Hungergefühl. Die Folge sind Veränderungen im Hinblick auf die Wahrnehmung, Stimmung und Kognition.

Psychedelika - Chemische Struktur LSD
Chemische Strukturformel von LSD

Wie wirken Psychedelika?

Aufgrund der Interaktion mit dem zentralen Nervensystem können Psychedelika mannigfaltige Wirkungen entfalten. Dabei wirkt jedes natürlich anders und auch individuelle Faktoren wie die Toleranzgrenze und das Gewicht spielen eine Rolle. Dennoch lassen sich auf Basis von Erfahrungsberichten und Forschungsergebnissen die häufigsten Effekte herausarbeiten. Im Folgenden findest du die häufigsten belegten Wirkungen unterschiedlicher Psychedelika:


  • Veränderungen in der Wahrnehmung: Veränderungen der Wahrnehmung sind klassisch für die meisten bewusstseinserweiternden Substanzen. Dabei kann es sich um eine intensivere Farbwahrnehmung handeln. Auch fremdartige geometrische Formen und Muster gehören zum Wirkungsspektrum. Auch Synästhesien sind möglich. Dabei handelt es sich um die Vermischung zweier Sinne. Erfahrungsberichte beschreiben, Farben zu schmecken oder Musik in Farben zu sehen. 

  • Stimmungsveränderungen: Auch eine Veränderung der Stimmung kann häufig beobachtet werden. So berichten Nutzer davon, dass sich ein warmes Gefühl ausbreitet, das zu einer beseelten Freude führt. Das sorgt auch dafür, dass soziale Hemmungen abgebaut werden können und tiefe Einblick in die eigene Gefühlswelt möglich sind. Häufig entstehen so spirituelle Erfahrungen, die ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der Umwelt und dem Universum auslösen können.
Psychedelika - Psychedelische Visuals

Welche Psychedelika gibt es?

Trotz der oben genannten gemeinsamen Aspekte im Hinblick auf Wirkmechanismus und Wirkungsspektrum, unterscheiden sich die verschiedenen Psychedelika. Sei es die Herkunft, die Anwendung oder die Facetten der Wirkung selbst. Im Folgenden findest du eine informative Übersicht der bekanntesten bewusstseinserweiternden Substanzen.

Lysergsäurediethylamid - das bekannteste Psychedelikum

Lysergsäurediethylamid oder auch  LSD zählt zu den bekanntesten bewusstseinserweiternden Substanzen. Großflächige Bekanntheit und Popularität erfuhr der Wirkstoff in der Hippiekultur der 60er Jahren. Die Wirkung tritt in der Regel bereits nach 30 Minuten ein und es kann sowohl zu visuellen als auch auditiven Halluzinationen kommen. 


Üblich ist eine intensivierte oder sogar veränderte Farbwahrnehmung. Auch wenn die Substanz in den meisten Ländern nicht verkehrsfähig ist, entwickelt die Forschung Derivate wie 1S-LSD, die eine abgewandelte chemische Struktur aufweisen, weshalb die gesetzlichen Regularien nicht greifen.

Psychedelika - LSD Pappe

Psilocybin – der Wirkstoff psychedelischer Pilze

Psilocybin ist ein natürlicher Wirkstoff, der in einigen Pilzarten, sogenannte  Zauberpilze, vorkommt. Dazu zählen vor allem Vertreter der Familie der Kahlköpfe. Auch bei diesem Wirkstoff treten die bereits erwähnten, halluzinogenen und emotionalen Effekte nach etwa 30 Minuten ein. Allerdings wird die Erfahrung häufig als natürlicher und erdender beschrieben. Auch für dieses Psychedelikum gibt es synthetische Analoga, wie  4‑PrO‑MET, die noch nicht unter gesetzliche Beschränkungen fallen.

Psychedelika - Magic Mushroom

DMT – körpereigenes Psychedelikum

Dimethyltryptamin ist der Hauptwirkstoff von Ayahuasca. Ein Trank, der von südamerikanischen Ureinwohnern gebraut wird. Aufgrund der starken halluzinogenen Effekte kann dieser Wirkstoff spezifischere visuelle Erfahrungen als andere Psychedelika aufweisen. 


Dazu zählen zum Beispiel Nahtoderfahrungen oder intensive traumähnliche Zustände. Interessant ist, dass der Wirkstoff ein körpereigenes Abbauprodukt ist, das in der Zirbeldrüse entsteht. Auch für dieses Psychedelikum wurde ein synthetisches Analogon entwickelt, NB DMT, das ein zum natürlichen Wirkstoff vergleichbares Wirkungsspektrum aufweist.

Psychedelika - Ayahuasca

Anwendungen von Psychedelika

Aufgrund der potenten und vielfältigen Wirkung von Psychedelika bieten sie das Potenzial für vielfältige Anwendungen. Genau das fasziniert Menschen weltweit, trotz des illegalen Status der Wirkstoffe. Im Folgenden zeigen wir dir einige Kontexte, in denen Erfahrungs- und Forschungsberichte vielversprechende Chancen sehen.

Psychedelika als Stimulanz

Psychedelika als Stimulanz zu verwenden gilt als Missbrauch, dennoch kommt es in Kreisen wie der psychedelischen Community, der Kreativszene und dem Silicon Valley zur Anwendung. Das hat mehrere Gründe. Zunächst ist die spirituelle Erfahrung für viele Menschen interessant. 


So möchten sie die Grenzen der Wahrnehmung überwinden und eine neue Beziehung zu Mitmenschen und der Umwelt entwickeln. Auch die Entwicklung neuer kreativer Energien oder Inspiration ist durch die visuell einprägsamen Trips möglich. Das gilt nicht nur für Kreative im engeren Sinne, sondern auch für Unternehmer und Wissenschaftler, die “Outside-the-Box” denken und neue Perspektiven einnehmen möchten.

Psychedelika - Retreat

Anwendung von Psychedelika gegen Depressionen

Zwar ist die therapeutische Anwendung von Psychedelika gegen Depressionen noch nicht weitläufig zugelassen, allerdings deuten Einzelfälle und Versuchsreihen auf ein großes Potenzial hin. Vor allem im Bereich der Psilocybine Therapie bei Depressionen konnten Therapeuten in Versuchen Erfolge bei Patienten erzielen, bei denen herkömmliche Methoden erfolglos blieben. 


So hilft der Wirkstoff, rigide Denkmuster aufzulösen, was es Patienten unter therapeutischer Begleitung in vielen Fällen ermöglicht, sich mit ihren negativen Gefühlen produktiv auseinanderzusetzen, um sie zu bearbeiten.

Psychedelika - Therapie

Fazit: Psychedelika sind vielfältig und potent

Psychedelika sind vielfältig und bieten ein beachtliches Wirkungsspektrum. Auch wenn sie in den meisten Ländern verboten und nicht verkehrsfähig sind, weisen Studien und Erfahrungsberichte auf ein vielversprechendes Potenzial für unterschiedliche Kontexte hin. Sei es zur Ergänzung von Psychotherapien oder für den privaten Konsum. Es bleibt abzuwarten, wann und ob sich der gesetzliche Rahmen ändert, um die bewusstseinsverändernden Substanzen zu entkriminalisieren und für Menschen nutzbar zu machen.