Methylphenidat – Präparate, Wirkung und Anwendung

Written by: MODERN MIND

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Methylphenidat ist ein bewährter Wirkstoff, der als Psychostimulans für die Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und Narkolepsie Anwendung findet. In Deutschland sind Medikamente, die diesen Wirkstoff beinhalten, verschreibungspflichtig und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG).


In diesem Artikel erhältst du einen vollständigen Einblick in diesen Wirkstoff, der in mehreren Medikamenten verwendet wird und seit Jahrzehnten verschrieben wird. Im Folgenden erhältst du zentrale Informationen über die Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung von Methylphenidat und kannst dir somit ein fundiertes Wissen über diesen Wirkstoff aneignen. Damit du dir einen schnellen Überblick zu diesem vielschichtigen Thema verschaffen kannst, haben wir diesen Artikel in mehrere Kapitel untergliedert:

Die Geschichte von Methylphenidat

Methylphenidat wurde 1944 vom Italiener Leandro Panizzon synthetisiert, der den Wirkstoff gemeinsam mit seiner Frau im Selbstversuch testete. Bei den mehrfachen Versuchen stellte sich die konzentrationsfördernde Wirkung von Methylphenidat heraus. 1954 wurde das Medikament Ritalin mit dem Wirkstoff Methylphenidat erstmals auf dem deutschsprachigen Markt eingeführt. 


In den ersten Jahren war Ritalin verschreibungspflichtig, aber nicht betäubungsmittelrechtlich reguliert. Erst 1971 wurde es dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellt. Bis heute ist Methylphenidat ein Wirkstoff, der bei der Behandlung von ADHS und ähnlichen Krankheitsbildern weitläufig Anwendung findet.

Methylphenidat - Leandro Panizzon

Präparate mit Methylphenidat

In der Medizin ist der Wirkstoff seit 1954 in Deutschland zugelassen. Er findet bis heute in der Synthetisierung von Medikamenten zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen Verwendung. Der bekannteste Vertreter dieser Medikamente ist Ritalin. Doch auch Medikinet setzt auf diesen Wirkstoff. Im Folgenden möchten wir dir die Unterschiede dieser beiden Präparate vorstellen und gehen noch auf weitere Unterscheidungen in der Präparatwahl ein.

Methylphenidat als Ritalin Wirkstoff

Ritalin ist das bekannteste Medikament, das auf den Wirkstoff Methylphenidat setzt. Dieses Präparat wird vom Pharmaunternehmen Novartis Pharma vertrieben. Die übliche Therapie bei Erwachsenen beginnt bei einer täglichen Dosis von 20 mg. Diese kann wöchentlich in einzelnen Schritten weiter erhöht werden. Dabei sollte eine Maximaldosis von 80 mg jedoch nicht überschritten werden. Wenn die Behandlung aus dem Jugendalter fortgesetzt wird, kann die Dosierung beibehalten werden. 


Bei Kindern und Jugendlichen gilt der Grundsatz, die Anwendung von Methylphenidat so gering wie möglich zu halten. Auch hier gilt eine Maximaldosis, die bei 54 bis 60 mg liegt. Wenn es sich dabei um eine Einzeldosis handelt, sollte sie morgens eingenommen werden, da ansonsten Schwierigkeiten beim Einschlafen die Folge sein können.


Dabei wird das Methylphenidat beim Retard-Präparat Ritalin LA über einen speziellen Mechanismus, das Spheroidal Oral Drug Absorption System (SODAS), abgegeben. Das Methylphenidat ist in mehreren Schichten des Präparats enthalten und kann so kontrolliert freigesetzt werden. Während 50 % des Wirkstoffs sofort freigesetzt werden, um eine schnelle Wirkung des Methylphenidats zu erzielen, werden die anderen 50 % langsam über den Tag verteilt abgegeben.

Methylphenidat - Ritalin Tablette

Methylphenidat als Medikinet Wirkstoff

Medikinet ist das Präparat des Pharmaunternehmens Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co, das ebenfalls den Wirkstoff Methylphenidat enthält. Daher gleichen sich die Eckdaten der beiden bekannten Medikamente grundsätzlich. So gelten zum Beispiel bei Erwachsenen ähnliche Empfehlungen zur Medikinet Dosierung wie bei Ritalin. Dementsprechend sollte die Maximaldosis auf 80 mg begrenzt werden. In der Regel wird mit einer Tagesdosis mit 20 mg begonnen. Je nach ärztlichem Ermessen kann die Anfangsdosis auch bei 10 mg angesetzt werden. 


Ein bemerkenswertes Unterscheidungsmerkmal findet sich bei Medikinet jedoch im Wirkmechanismus der Retard-Präparate. So setzt dieser nicht auf den SODAS-Mechanismus, sondern auf die Magensäure, die das Methylphenidat allmählich freisetzt. Daher wird von Ärzten unbedingt angeraten, Medikinet nach einer Mahlzeit einzunehmen, während die Ritalin-Variante unabhängig von der Aktivität des Verdauungstraktes angewendet werden kann.

Methylphenidat - Medikinet Tablette

Sofort wirkende und retardierte Präparate

Unabhängig davon, welches Medikament verschrieben wird, gibt es die Unterscheidung zwischen sofort wirkendem und retardiertem Methylphenidat. Sowohl Ritalin als auch Medikinet gibt es in diesen beiden Varianten. Sofort wirkende Präparate geben den gesamten Wirkstoff auf einmal ab. Der Nachteil ist, dass so mehrere Einzeldosen am Tag notwendig sein können.


Retardierte Präparate bestehen hingegen aus mehreren Schichten, die schrittweise aufgelöst werden und den Wirkstoff so etappenweise freisetzen. Mit der richtigen Dosierung von Methylphenidat ist es so möglich, Patienten mit nur einer Anwendung am Tag zu behandeln. 


Sollten sich beide Darreichungsformen als ungeeignet für die Behandlung eines Patienten herausstellen, wenn sie zum Beispiel starke Nebenwirkungen verursachen, bietet sich eine Methylphenidat Alternative an. So gibt es pflanzliche Lösungen wie Ginseng oder auch andere Medikamente wie Atomoxetin, die ein ähnliches Wirkungsprofil wie Methylphenidat aufweisen.

Methylphenidat - Einnahme

Die Wirkung von Methylphenidat

Dass Methylphenidat in Form unterschiedlicher Präparate schon so lange bei der Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen zum Einsatz kommt, hat gute Gründe: Denn der Wirkstoff kann die Aufmerksamkeit und Konzentration verlässlich verbessern. Zudem werden Hyperaktivität und Impulsivität gehemmt. Insgesamt resultiert das in einer erhöhten Leistungsfähigkeit. 

Der Wirkmechanismus von Methylphenidat

Die oben genannte Wirkung von Methylphenidat basiert auf einer komplexen Steuerung der Neurotransmitter. So beeinflusst das Stimulans die Dopamin- und Noradrenalin-Transporter. Dadurch wird die Wiederaufnahme dieser wichtigen Neurotransmitter verhindert. So verbleiben sie länger im synaptischen Spalt, was die Konzentration der Botenstoffe erhöht. Da Noradrenalin und Dopamin die Aktivität des sympathischen Nervensystems steigern, sind eine erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration die Folge.

Methylphenidat - Chemische Strukturformel
Chemische Strukturformel von Methylphenidat

Die Anwendung von Methylphenidat

Aufgrund der potenten Wirkung von Methylphenidat sollte die Behandlung immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Im Folgenden möchten wir dir wichtige Aspekte zeigen, die bei der Anwendung von Methylphenidat abgewogen werden sollten. Dabei handelt es sich um die Dosierung von Methylphenidat und die grundsätzliche Eignung des Wirkstoffes, da er Begleiterscheinungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen nach sich ziehen kann.

Methylphenidat Dosierung

Ein zentraler Faktor für eine erfolgreiche Behandlung mit Methylphenidat ist die Dosierung. Dabei kann sich diese je nach Ausprägung der Symptome, des Krankheitsbildes und des Alters der Patienten unterscheiden. Im Folgenden findest du einige Beispiele unterschiedlicher Dosierungen bei verschiedenen Fällen:


  • Behandlung von Kindern und Jugendlichen: Bei Kindern und Jugendlichen erfolgt eine Initialdosis von 5 mg, die ein- bis zweimal täglich gegeben wird. Diese Dosis kann dann in wöchentlichen Abständen um 5 bis 10 mg erhöht werden.

  • Behandlung von Erwachsenen: Wenn die Therapie bereits im Jugendalter eingesetzt wurde, kann die Dosierung von Methylphenidat fortgesetzt werden. Dabei kann die Dosis jedoch neu eingestellt werden, indem sie wöchentlich um 5 mg erhöht wird. Dabei sollte eine Maximaldosis von 80 mg nicht überschritten werden.

  • Behandlung von Erwachsenen bei Narkolepsie:  Narkolepsie ist eine Krankheit, die am Tag zu spontanen Schlafanfällen führen kann. Da Methylphenidat die Aktivität des Nervensystems steigert, kann es die Symptome effektiv behandeln. Bei Erwachsenen wird eine Tagesdosis zwischen 20 und 30 mg angewendet, die in zwei bis drei Einzeldosen aufgeteilt wird.
Methylphenidat - Tabletten

Methylphenidat: Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Die richtige Anwendung von Präparaten mit Methylphenidat unter ärztlicher Aufsicht ist wichtig für eine erfolgreiche Behandlung und die Vermeidung möglicher Begleiterscheinungen. So kann die Anwendung von Methylphenidat von Nebenwirkungen begleitet sein, die im besten Fall vermieden werden sollten. Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen:


  • Appetitlosigkeit

  • Schlaflosigkeit und Nervosität

  • Kopfschmerzen

  • Übelkeit

  • Übermäßiges Schwitzen


Doch nicht nur diese direkten Nebenwirkungen gilt es zu beachten. Methylphenidat kann mit anderen Medikamenten nicht intendierte Wechselwirkungen hervorrufen. Beispielsweise schwächt die Wirkung von Methylphenidat die Effektivität blutdrucksenkender Medikamente, was zu Komplikationen führen kann. Auch bei der Verabreichung von Narkotika sollte die Behandlung mit Methylphenidat ausgesetzt werden. Während einer Operation besteht andernfalls das Risiko, dass sich der Blutdruck und die Herzfrequenz plötzlich erhöhen.


Neben den Wechselwirkungen gibt es noch Kontraindikationen zu beachten. Dieser Begriff bezeichnet, wenn ein Medikament die Symptome bestimmter Krankheitsbilder verschärft. Beispielsweise sollte auf eine Methylphenidat Alternative zurückgegriffen werden, wenn der Patient unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie schwerer Hypertonie oder einer Herzinsuffizienz leidet.

Methylphenidat -  Ärztliches Beratungsgespräch

Methylphenidat: ein effektives Psychostimulans bei ADHS

Methylphenidat ist ein bewährter Wirkstoff, der seit 1954 bei der Behandlung von ADHS und ähnlichen Krankheitsbildern Anwendung findet. Häufig wird Methylphenidat als Wirkstoff der Präparate Ritalin und Medikinet verwendet. Dabei erhöht die Wirkung von Methylphenidat die Konzentration wichtiger Neurotransmitter wie Noradrenalin und Dopamin im synaptischen Spalt, was konzentrations- und aufmerksamkeitsfördernd wirkt. Dank der gut dokumentierten Studienlage zu Wirkung und Nebenwirkungen ist eine fundierte ärztliche Einordnung der Behandlung möglich und für eine erfolgreiche Therapie zentral.