4-PrO-MET unter der Lupe: Nachweisbarkeit im Körper - MODERNmind | Psychedelics & Retreats für dein Wohlbefinden

4-PrO-MET unter der Lupe: Nachweisbarkeit im Körper

Autor: Prof. Feelgood

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Lesezeit 6 min

Neue psychoaktive Substanzen (NPS), wie 4-PrO-MET, sind chemische Abwandlungen bekannter Drogen, die deren Wirkung nachahmen. Diese Produkte werden oft online als "Forschungschemikalien" vermarktet, um rechtliche Grauzonen auszunutzen. 4-PrO-MET gehört zur Tryptamin-Familie, zu der auch Psilocybin, Psilocin, DMT und körpereigenes Serotonin zählen.


Dies mag das Interesse der Verbraucher wecken, doch klinische Studien zu diesem Thema sind derzeit nicht verfügbar. Dies kann zu einer gewissen Verunsicherung in den Bereichen Medizin, Forensik und Recht führen, da die damit verbundenen Gefahren nicht immer klar definiert sind, der Nachweis erschwert ist und sich die Gesetzeslage ständig wandelt.


Viele Psychonauten stellen sich die Frage, ob von ihnen erforschte Substanzen in einem Drogenscreening bzw. einem Drogentest nachweisbar sind und ob das zu Problemen, beispielsweise mit dem Arbeitgeber, führen könnte. Der nachfolgende Blogbeitrag soll helfen, einige dieser Unsicherheiten aufzuklären.

Was 4-PrO-MET chemisch ist – einfach erklärt

4-PrO-MET ist eine Prodrug, die im Körper zu 4-HO-MET umgewandelt wird und deren pharmakologische Wirkung sich durch das Andocken an Serotonin-Rezeptoren entfaltet. Dieser Mechanismus ist derselbe, über den LSD und Psilocin ihre psychedelischen Effekte hervorrufen.


Die Hauptschwierigkeit besteht darin, dass die Prodrug schnell verstoffwechselt wird und dabei hauptsächlich Abbauprodukte entstehen, was den Nachweis erschwert.

Mini-Fallbeispiel (fiktiv, typisch)

Eine 27-jährige Person nimmt abends 20 mg 4-PrO-MET als Pellet. Nach 45 Minuten treten starke visuelle Effekte, Euphorie, später Wellen von Angst auf. Der Puls liegt bei 120/min, der Blutdruck bei 150/95 mmHg. Der nüchterne Begleiter sorgt für Ruhe, Flüssigkeit, gedämpftes Licht. Nach 5 Stunden klingen die Effekte ab.


Am Morgen bemerkt die Person eine leichte Erschöpfung. In der Hausarztpraxis ergibt der Standard-Urinschnelltest „negativ“. Das bedeutet nicht „keine Einnahme“, sondern „das Test-Panel hat 4-PrO-MET nicht im Blick“. Ein gezielter LC-MS-Urin-Test könnte 4-HO-MET-Glucuronide nach Hydrolyse noch nachweisen.

Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Arztpraxis

Gesellschaftlicher Kontext: warum Stoffe wie 4-PrO-MET entstehen

  • Regulatorische Dynamik: Jedes Verbot erzeugt Ausweichbewegungen. Chemisch gesehen führen kleine Änderungen zu einem rechtlich großen Effekt und Derivate bekannter Substanzen werden als Forschungschemikalien temporär legal verfügbar.

  • Digitale Märkte: Online-Shops und Foren beschleunigen die Verbreitung von Research Chemicals, global und anonym.

  • Neugier und Selbst-Medikation: Manche hoffen auf kreative, introspektive oder stimmungsaufhellende Effekte.

  • Forschungsdefizit: Für 4-PrO-MET selbst fehlen klinische Daten. Gleichzeitig zeigen Psilocybin-Studien Potenziale in streng kontrollierten Settings. Diese Diskrepanz verführt zu schnellen Schlüssen, ist aber wissenschaftlich nicht übertragbar.

Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET über typische Effekte

Berichte aus Nutzerforen und Fallbeobachtungen zeigen ein wiederkehrendes Muster, anhand dessen der mögliche Gebrauch von 4-PrO-MET bei einer Person erkannt werden kann:


  • Sinnesverstärkung: intensivere Farbwahrnehmung, erhöhter Musikgenuss, verstärkte Geruchswahrnehmung

  • Visuelle Effekte: leichte Geometrien, „Atmen“ von Wänden, gelegentlich komplexere Visionen bei höheren Dosen, intensivere Farben, Muster, Bewegungseindrücke auf Oberflächen.

  • Zeitwahrnehmung: Minuten können länger wirken, Aktivitäten verlieren oder gewinnen an Tiefe.

  • Stimmung: häufig gehoben, warm, verbunden; bei ungünstigem Set & Setting auch ängstlich.

  • Kognition: manche berichten von relativ „klarem Headspace“ im Vergleich zu Pilzen, andere von gedanklicher Sprunghaftigkeit.


  • Onset und Dauer: oral tritt die Wirkung meist nach 20–60 Minuten ein, Peak zwischen 1,5 und 3 Stunden, Gesamtdauer oft 4–6 Stunden, gefolgt von einer 1–2-stündigen Abklingphase.

Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Trip

Nachweisbarkeit: warum viele Tests scheitern

Der Kern

4-PrO-MET wird rasch zu 4-HO-MET metabolisiert. Die Prodrug ist in Blut bzw. Plasma oft nur für kurze Zeit oder gar nicht nachweisbar. Wer ausschließlich nach 4-PrO-MET sucht, wird häufig keine Ergebnisse finden. Der Nachweis muss sich daher auf 4-HO-MET und dessen Metaboliten, wie z.B. Glucuronid-Konjugate im Urin, konzentrieren.

Methoden im Überblick

  • Immunoassays (Schnelltests): Diese geläufigen Testverfahren, die zum Beispiel bei Überprüfungen im Straßenverkehr eine wichtige Rolle spielen, sind für NPS-Tryptamine praktisch blind. Sie sind auf klassische Panels (Opiate, THC, Kokain, Amphetamine etc.) zugeschnitten.

  • GC-MS (Gaschromatographie-Massenspektrometrie): Eine analytische Methode, die die Trennung von Substanzen mittels Gaschromatographie mit deren Nachweis durch Massenspektrometrie kombiniert. Tryptamine wie 4-HO-MET, sind wärmeempfindlich. Ihre Zersetzung während des Analyseverfahrens erschwert und verteuert oft die Routineanalytik.

  • Goldstandard: LC-MS/MS verbindet Flüssigkeitschromatographie (LC), um Verbindungen zu trennen, mit Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS), um diese zu identifizieren und zu quantifizieren. Diese hochentwickelte Methode kombiniert Flüssigchromatographie und Massenspektrometrie, um thermische Zersetzung zu vermeiden und gleichzeitig eine außergewöhnliche Empfindlichkeit und Selektivität zu gewährleisten. Sie ermöglicht die genaue Quantifizierung von freiem 4-HO-MET sowie seinen Metaboliten und ermöglicht eine indirekte Messung von Glucuroniden im Urin.

Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Wissenschaftler
LC-MS/MS: Der Nachweis von Abbauprodukten und indirekten Metaboliten erfordert 

Nachweisfenster

Viele Forschende fragen sich, wie lange 4-PrO-MET bzw. dessen Abbauprodukte theoretisch nachweisbar sein könnten und ob diese Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET zu Schwierigkeiten, zum Beispiel bei der Arbeit oder im Straßenverkehr, führen könnte.


  • Blut bzw. Plasma: Bluttests bieten nur wenige Stunden Anhaltspunkte für den Substanzgebrauch, typischerweise <12 h nach dem Konsum.

  • Urin: Eine Urinprobe ist meist 24–48 h positiv, bei höheren Dosen ist die Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET über den Urin bis zu 72 h möglich, vor allem, wenn Glucuronide nach einer Hydrolyse des Harns mitgemessen werden.

  • Haar: je nach Haarlänge beträgt die Nachweisbarkeit Wochen bis Monate; der Spezialtest ist jedoch teuer und wird für Halluzinogene selten genutzt.

  • Speichel: Nach aktuellem Stand existieren keine Teststreifen, die Tryptamine als Wirkstoff von Zauberpilzen im Speichel nachweisen.

Konsequenz: Es existiert eine forensische Lücke. Eine Person kann während der 4–6-stündigen Wirkung deutlich beeinträchtigt sein, am Folgetag aber bereits negativ auf gängige Drogentests erscheinen. Nur ein spezialisiertes Labor mit LC-MS/MS-Methoden ist in der Lage, selbst kleinste Spuren mit teuren und aufwändigen Tests zu sichern.

Fallstricke: Verwechslungen und „isobare“ Störungen

Selbst LC-MS/MS-Methoden sind nicht unfehlbar. Manche Medikamentenmetaboliten können masse- und fragmentähnlich sein - Abgleiche per Software liefern dann falsche Matches. Deshalb braucht es menschliche Expertise: Plausibilitätsprüfung mit Anamnese und Untersuchung, Retentionszeiten, Fragment-Intensitätsverhältnissen und ggf. Referenzstandards.

Klinischer und forensischer Alltag: wer muss was wissen?

  • Notaufnahmen: Ein negativer Drogenschnelltest schließt neue psychoaktive Substanzen (NPS) nicht aus. Bei Verdacht auf eine Intoxikation unklarer Ursache sollte daher stets ein toxikologisches Referenzlabor hinzugezogen werden.

  • Arbeitsmedizin & Verkehrsmedizin: Die Panels gängiger Teststreifen sind blind für 4-PrO-MET. Bei Verdacht ist eine gezielte LC-MS/MS-Analyse erforderlich.

  • Forensik: Die Probenlogistik zählt. Blut möglichst früh, Urin mit und ohne Hydrolyse, ggf. Haar für Langzeitabklärung. Dokumentation von Set & Setting, Medikamenten, Zeitachse.
Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Labor

Häufige Irrtümer – kurz korrigiert

  • „Schnelltests finden alles.“ Falsch. Die 4-PrO-MET-Nachweisbarkeit ist mit gängigen Drogentests quasi nicht möglich.


  • „Natürlich = sicher, synthetisch = gefährlich.“ Die Sicherheit einer Substanz hängt von ihrer Dosis, der Qualität, der Reinheit, dem Kontext und der forschenden Person ab.

  • „Kein Nachweis = keine Wirkung.“ Falsch. Nachweiszeit und Wirkdauer passen nicht zusammen.

  • „Prodrugs sind schwach.“ Nein. Prodrugs sind oft nur Transportformen. Die aktive Substanz kann sehr potent sein.

  • „Eine gute Erfahrung heißt geringe Gefahr.“ Falsch. Die mögliche Eigengefährdung kann nur geschätzt werden und ist situationsabhängig.

  • Schnelltests finden nicht alles. 4-PrO-MET bleibt bei oberflächlicheren Drogentests meist unsichtbar.

Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Urinprobe

Zusammenfassung

  • 4-PrO-MET ist ein Tryptamin- Prodrug, das im Körper zu 4-HO-MET wird.

  • Die Effekte ähneln Erfahrungen mit Psilocybin: visuell stark, oft stimmungsaufhellend.

  • Übliche Dosisberichte liegen bei 10–20 mg oral, Dauer 4–6 Stunden.

  • Das Nachweisproblem ist zentral: Schnelltests sind blind, LC-MS/MSist nötig.

  • Das Fenster der Nachweiszeit ist knapp: im Blut nur für die Dauer von Stunden, Urin: 1–3 Tage, Haare: lange Nachweisbarkeit, aber selten genutzte Methode, Speichel: das Testergebnis ist nicht aussagekräftig.

  • Mögliche Gefahren betreffen Kreislauf und Stoffwechsel, Psyche und soziale Kontexte; Mischkonsum erhöht sie.

  • Klinisch gilt: Ein negatives Testergebnis eines Schnelltests ist nicht gleichzusetzen mit Drogenfreiheit.

  • Forensisch braucht es frühzeitige Blut- und Urinproben und eine metabolitenzentrierte Strategie.

  • Prävention, Forschung und Laborkompetenz sind die wirksamsten Antworten auf NPS-Dynamiken.
Nachweisbarkeit von 4-PrO-MET - Blutprobe

Ausblick

Die Landschaft der neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) ist einem stetigen Wandel unterworfen. Die Kombination aus der Nachfrage nach neuen Erfahrungen, schneller Online-Verfügbarkeit und zunehmendem Regulierungsdruck führt dazu, dass immer wieder Varianten wie 4-PrO-MET auf den Markt kommen.


Anstatt Alarmismus ist eine kompetente Reaktion geboten: verbesserte Analytik, klare Notfallpläne, realistische Aufklärung und Forschung, die sorgfältig zwischen der potenziellen medizinischen Nutzung klassischer Psychedelika und den Gefahren ungetesteter Prodrugs unterscheidet.


Bis dahin gilt: Wer mit 4-PrO-MET konfrontiert ist – sei es im klinischen, forensischen oder privaten Kontext – sollte das Prinzip des Prodrugs, die Grenzen konventioneller Drogentests und die Bedeutung von Set & Setting verstehen. Dies hilft, Schäden zu mindern und fundiertere Entscheidungen in einem Bereich zu treffen, der sich schneller entwickelt, als die Bewertungssysteme, die ihn beurteilen sollen.

Quellen

  • Taynah Pereira Galdino, Lucas C. Oliveira, Mateus A. Luz, Raquel Costa Barbosa, Maria C. M. Torres, Katia Sivieri, Paula A. Fernandes, Márcio L. Santos, Antonio G. B. Lima, Suédina M. L. Silva, and Marcus V. L. Fook (2025). Exploring the Frontiers of Psychedelics: A New Chromatographic Method for Detection and Quantification of Psilocybin and Psilocin in Psilocybe cubensis Mushrooms.  https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acsomega.5c02751

  • Long Yuan a, Christine Huang b, Peggy Liu-Kreyche b, Kimberly Voronin c, R. Marcus Fancher b, Alban Allentoff c, Naiyu Zheng a, Ramaswamy Iyer b, Li Zhu d, Renuka Pillutla a, Qin C. Ji a (2019). A convenient strategy to overcome interference in LC-MS/MS analysis: Application in a microdose absolute bioavailability study. Journal of Pharmaceutical and Biomedical Analysis. Volume 165, 20, 2019, Pages 198-206.

Prof. Feelgood

ist ein emeritierter Universitätsprofessor. Nach einer internationalen Karriere in Forschung, Lehre und akademischer Leitung widmet er sich heute der Aufklärung über Psychedelika – mit besonderem Fokus auf ihre chemischen Grundlagen, kulturellen Hintergründe sowie auf einen verantwortungsvollen Umgang. Dabei verbindet er "Harm Reduction" mit dem Prinzip persönlicher Verantwortung, um Risiken zu minimieren und die Potenziale dieser Substanzen sicher nutzbar zu machen.