

Die Therapie mit Psilocybin ist ein aktuelles Thema in der Medizin. Vor allem im Fall von Depressionen und bei Angstzuständen versprechen sich Therapeuten Durchbrüche bei therapieresistenten Krankheitsbildern, bei denen herkömmliche Therapieansätze nur zu moderaten Erfolgen führen. Auch wenn die Studienlage auf ein großes Potenzial hindeutet, macht die rechtliche Lage mit dem nicht verkehrsfähigen Wirkstoff die flächendeckende Anwendung derzeit unmöglich.
Nur zu Studienzwecken und in begründeten Einzelfällen ist die Begleitung einer Therapie mit Psilocybin gestattet. Auch Analoga wie 4‑PrO‑MET werden aufgrund der unklaren rechtlichen Lage nicht verwendet. Dennoch handelt es sich dabei um eine vielversprechende Zukunftsaussicht, die wir dir in diesem Artikel ausführlich vorstellen möchten. Da das Thema der Psilocybin-Therapie sowohl inhaltlich als auch rechtlich komplex ist, haben wir diesen Artikel in mehrere Abschnitte unterteilt. So erhältst du einen praktischen Überblick und kannst schnell die Informationen finden, die du suchst:
Inhaltsverzeichnis:
Warum hat Psilocybin therapeutisches Potenzial?
Psilocybin sind für die Therapie von Interesse, weil sie potente Wirkungen aufweisen, die sich meistens bei der Anwendung von Magic Mushrooms zeigen. Mögliche Effekte sind die bekannten visuellen Halluzinationen, die von einer intensiveren Farbwahrnehmung über geometrische Muster bis hin zu Synästhesien reichen können.
Der Grund ist, dass der Wirkstoff, bei dem es sich um ein der Gruppe der Tryptamine zugehöriges Indolalkaloid handelt, dem körpereigenen Neurotransmitter Serotonin ähnlich aufgebaut ist und mit dessen Rezeptoren interagiert. Das sogenannte “Glückshormon” ist für die Koordination der inneren Zufriedenheit, des Tag-Nacht-Rhythmus und des Appetits verantwortlich.
Diese Interaktion mit dem zentralen Nervensystem sorgt daher für Wirkungen in der Gefühls- und Empfindungswelt des Menschen. So wird in Erfahrungs- und Forschungsberichten von einer größeren Zufriedenheit und von einer emotionalen Offenheit gesprochen. Genau aufgrund dieses Effektes ist die Therapie mit Psilocybin bei Depressionen vielversprechend.

Was sagt die Studienlage?
Nachdem die frühe Erforschung von Therapien in Begleitung von Psilocybin aufgrund der strengen, US-amerikanischen Anti-Drug-Policy der 70er Jahre größtenteils zum Erliegen kam, wird sie seit den 90er und 2000er Jahren mit neuem Enthusiasmus betrieben. Und das zu Recht, denn die Verordnungszahlen von Antidepressiva haben sich seit 1990 mehr als verdoppelt, wobei die gängigen Medikamente in vielen Fällen nur moderat wirken.
Dabei zeigen Studienergebnisse, dass Psilocybin die Therapie von Depressionen unterstützen und da helfen können, wo herkömmliche Therapieansätze versagen. Darauf deutet die 2021 bis 2023 durchgeführte Studie EPIsoDE (Efficacy and safety of Psilocybin In treatment-resistant major Depression) hin. In dieser, vom ZI (Zentralinstitut für seelische Gesundheit) in Mannheim durchgeführten, Studie erhielten 144 Probanden alle sechs Wochen zwei sechs- bis achtstündige Therapiesitzungen unter Zuhilfenahme von Psilocybin.
Dabei erhielt ein Teil der Probanden eine hohe Dosierung, der zweite Teil eine geringe Menge, die der von Microdosing Pilzen entspricht, und die dritte Probandengruppe hat ein Placebo erhalten. Um für stichhaltige Ergebnisse zu sorgen, wurde sichergestellt, dass jeder Proband jedoch während einer der beiden sechswöchigen Sitzungen einmal mit hochdosierten Psilocybin behandelt wurde.
Die Studienergebnisse werden noch ausgewertet, allerdings deuten ältere Studien aus den 60er und 70er Jahren auf ein vielversprechendes Potenzial hin, da bei einem Großteil der Probanden eine Verbesserung der depressiven Symptome festgestellt werden konnte.

Der Ablauf einer Therapie mit Psilocybin
Der Ablauf einer Therapie unter Zuhilfenahme von Psilocybin ist ähnlich wie eine klassische, psychotherapeutische Sitzung strukturiert. Ziel bei Krankheitsbildern wie Depressionen oder anderen Angstzuständen ist es wichtig, die rigiden Denkmuster aufzubrechen und bis zum Kern vorzustoßen, um ihn im therapeutischen Gespräch bearbeiten zu können. Ein ähnlicher Ablauf und eine ähnliche Zielsetzung gelten bei einer Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).
Wichtig ist es, ein angenehmes Setting zu schaffen, das es dem Patienten erleichtert, sich zu entspannen. Dann wird eine einmalige, kontrollierte Dosis von Psilocybin gegeben, die das Wohlbefinden des Patienten steigert und es erleichtert, festgefahrene Denk- und Empfindungsmuster zu überwinden, neu zu perspektivieren und einzuordnen. All das geschieht unter ständiger Begleitung und Betreuung eines erfahrenen Psychotherapeuten.

Bei welchen Krankheitsbildern kommt eine Therapie mit Psilocybin infrage?
Die durchgeführten Studien testeten Psilocybin als Unterstützung für Therapien primär bei der Behandlung von Depressionen und anderen Angststörungen. Allerdings wurden die Studien nur bei den oben genannten Krankheitsbildern durchgeführt. Daher ist die Vermutung naheliegend, dass eine Therapie mit Psilocybin auch bei anderen psychischen Erkrankungen erfolgreich zum Einsatz kommen kann.
So zum Beispiel bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Auch für die Therapie dieser Erkrankung ist es wichtig, dem Patienten dabei zu helfen, das in ihm verborgene Trauma in positivem Kontext hervorzuholen, um es nachhaltig bearbeiten zu können. Die stimulierende, öffnende Wirkung des Wirkstoffes könnte daher auch den Weg zur Behandlung dieses Krankheitsbildes öffnen.

Ist eine Psilocybin-Therapie in Deutschland möglich?
Grundsätzlich fällt der Wirkstoff in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), weshalb er nicht verkehrsfähig ist und als illegal eingestuft wird. Es war lange Zeit nur zu Forschungszwecken zugelassen. Nach den aussagekräftigen Studienergebnissen wurde die Lage jedoch etwas aufgelockert. Inzwischen ist es dem ZI möglich, in Deutschland die Therapie mit Psilocybin durchzuführen, wenn es sich um einen begründeten Einzelfall handelt.
Als solche klassifizieren sich therapieresistente Krankheitsbilder, bei denen herkömmliche Ansätze versagen. Daher ist es möglich, die Behandlung in Einzelfällen im ZI in Mannheim wahrzunehmen. Auch in der OVID Klinik in Berlin kann dieser Therapieansatz wahrgenommen werden.
Weitere Studienreihen zum Thema Psilocybin-Therapie, die auf Probanden angewiesen sind, finden in Berlin, Stuttgart und Köln statt. Das ZI betont jedoch, dass die Härtefallregelung und die vereinzelte Chance, an einer Studie teilzunehmen, den Bedarf nicht decken werden und kein Ersatz für eine ordentliche Zulassung des Wirkstoffes als Arzneimittel sind.

Wie verhält es sich mit Analoga?
Neben dem natürlichen Wirkstoff werden auch immer wieder synthetische Analoga wie 4‑PrO‑MET entwickelt. Diese Derivate bewegen sich in einer gesetzlichen Grauzone, da sie über eine ähnliche, aber nicht deckungsgleiche chemische Struktur wie der natürliche Wirkstoff verfügen.
Daher fallen sie nicht unter das BtMG, was sich jedoch ändern kann, wenn der Gesetzestext angepasst wird. Diese alternative Möglichkeit wird aufgrund der gesetzlichen Grauzone in der Medizin und Forschung jedoch nicht wahrgenommen. Stattdessen wird im Rahmen von Therapien bisher nur mit dem eigentlichen Wirkstoff Psilocybin gearbeitet.

Fazit: Therapie mit Psilocybin birgt großes Potenzial
Eine Therapie mit Psilocybin bietet laut zahlreicher Studien großes Potenzial für die Behandlung therapieresistenter Depressionen. Dennoch fällt der Wirkstoff in Deutschland unter das BtMG und ist daher nicht verkehrsfähig – auch nicht für medizinische Zwecke. Derzeit ist es primär im Rahmen medizinischer Studien möglich, sich für eine Therapie mit Psilocybin oder Pilzen im Rahmen von Microdosing zu qualifizieren.
Allerdings ist es seit Neuestem gestattet, in schweren, begründeten Ausnahmefällen von therapieresistenter Depression Psilocybin für die Therapie anzuwenden. Es bleibt abzuwarten, ob sich dank der unermüdlichen Arbeit vieler Forschender die Gesetzeslage weiter liberalisieren wird, sodass die Therapie mit Psilocybin auch in Deutschland breitflächig zum Einsatz kommen kann.
Häufige Fragen zum Thema Therapie mit Psilocybin
Sollten jetzt noch Fragen zum spannenden Thema der Therapie mit Psilocybin offen sein, bist du hier an der richtigen Stelle. Wir haben die häufigsten Fragen anderer Interessierter gesammelt und für dich übersichtlich beantwortet:
Wann kann eine Therapie mit Psilocybin in Deutschland wahrgenommen werden?
In Deutschland kann eine Therapie mit Psilocybin nur in Ausnahmefällen bei therapieresistenten Krankheitsbildern wahrgenommen werden. Eine andere Möglichkeit ist es, sich als Proband für eine Studie zu bewerben.
Wo wird eine Therapie mit Psilocybin in Deutschland angeboten?
Derzeit kann eine Therapie mit Psilocybin im ZI in Mannheim und in der OVID Klinik in Berlin wahrgenommen werden.
Wird für die Therapie mit Psilocybin auf Analoga zurückgegriffen?
Nein, synthetische Analoga wie 4‑PrO‑MET werden in Deutschland nicht für die Behandlung eingesetzt.