Kratom: Wirkung, Herkunft und Anwendung

Autor: Marvin Benthien

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Lesezeit 5 min

Während Alkohol, LSD und Kokain sehr berühmte Vertreter psychoaktiver Substanzen sind, ist Kratom mit seiner Wirkung eher weniger bekannt. Die aus Südostasien stammende Pflanze wird vor allem in Thailand schon seit langem in der traditionellen Medizin und als Opiumersatz verwendet. In den letzten Jahren hat der Kratom-Wirkstoff zunehmend auch in Deutschland und den USA Interessierte gefunden, was vor allem an der schmerzstillenden Wirkung von Kratom liegt. Kratom wird sowohl in den USA als auch in Deutschland jedoch als »bedenkliche Substanz« gesehen und in vielen weiteren Ländern der Welt ist die Substanz bereits verboten. Aber was ist Kratom eigentlich, welche Einnahmeformen und Nebenwirkungen gibt es und wie äußert sich die Wirkung von Kratom? Diese und weitere Fragen nehmen wir uns in diesem Bericht vor!

Was ist Kratom?

Bevor wir uns die Wirkung von Kratom näher ansehen, gehen wir erst einmal näher darauf ein, was Kratom eigentlich genau ist. Grundsätzlich werden als »Kratom« Produkte des Kratombaumes bezeichnet, üblicherweise werden nur die Blätter verwendet. Der Baum wächst hauptsächlich auf den Philippinen und in Neuguinea und kann unter Umständen bis zu 16 Meter hoch werden. Die Blätter sind recht groß und haben eine dunkelgrüne Farbe, die von entweder grünlichen, weißen oder rötlichen Adern durchzogen sind. Die Wirkung des Kratom ist bei allen Unterarten der Pflanze etwas verschieden, darauf werden wir in diesem Artikel jedoch später eingehen.


Auch, wenn natürliche Bestände des Kratombaumes vorwiegend auf den Philippinen und in Neuguinea zu finden sind, wird er mittlerweile in ganz Südostasien angebaut. Die in westlichen Ländern zu findenden Kratomprodukte kommen vermutlich zu einem Großteil aus Indonesien, da dort Anbau und Verkauf von Kratom nicht kontrolliert werden.

Kratom-Pflanze
Das Bild "Kratom tree" von ThorPorre ist lizenziert unter CC BY 3.0

Kratom in Deutschland und den USA

In der traditionellen asiatischen Medizin wird Kratom häufig für Beschwerden wie Durchfall, Husten und zur Behandlung von Heroinabhängigkeit verwendet, in der modernen Medizin ist es allerdings nicht zugelassen. Offizielle Behörden wie die FDA (Food and Drug Administration) in den USA warnen auch vor dem Konsum und speziell in den USA ist Kratom sowohl als eigenständiges Ergänzungsmittel sowie als Zusatzstoff in Medikamenten und Nahrung verboten. Privatbesitz und Verkauf sind jedoch nicht strafbar, sowohl in Deutschland als auch den USA unterliegt die Substanz noch nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Wichtig zu erwähnen ist, dass Kratom offiziell nicht als Droge gilt, sondern lediglich als bedenklich deklariert wird.

Kratom-Sorten: Wirkung und Einnahme

In seiner ursprünglichen Form werden die Blätter des Kratombaumes entweder frisch oder getrocknet gekaut oder als Tee zubereitet, geraucht wird es nur sehr selten. Man bekommt den Wirkstoff jedoch auch in Form von Kratom-Kapseln, als Pulver, Paste, Tinktur, Extrakt oder Tabletten.


Doch wie wirkt Kratom genau? Die Einnahmeform scheint die Wirkung von Kratom nicht zu beeinflussen, die Kratom-Pulver-Wirkung zum Beispiel ist genauso wie die Kratom-Tee-Wirkung. Hier spielen nur die Dosierung und Unterart der Pflanze eine übergeordnete Rolle.


Bei niedrigeren Dosierungen wirkt Kratom eher anregend und ähnlich wie Kokain, während bei höheren Dosierungen eher eine betäubende und beruhigende Wirkung ähnlich denen von Opioiden einzutreten scheint. Ausgelöst wird diese besondere Wirkung des Kratom durch die in den Blättern vorhandenen Wirkstoffe Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin, welche im Körper an den Opioid-Rezeptoren ansetzen. Die bereits erwähnte unterschiedliche Wirkung der Kratom-Sorten ist hier zu beachten. Die einzelnen Sorten kann man anhand der feinen Äderchen auf den Blättern ganz einfach unterscheiden:


  • rote Adern: sedierende und schmerzlindernde Wirkung
  • weiße Adern: stimulierende Wirkung, Aufmerksamkeit wird gesteigert
  • grüne Adern: zum Teil stimulierend, zum Teil sedierend – insgesamt ist die Intensität jedoch schwächer als bei Blättern mit weißen und roten Adern


Aufgrund der übergreifend schmerzlindernden Wirkung von Kratom wird es zunehmend von Privatpersonen zur Linderung chronischer Schmerzen eingesetzt – da es legal ist, kann es zudem sehr einfach über das Internet oder in Headshops gekauft werden. Das im Internet verfügbare Kratom ist häufig auch bereits nach Farben benannt, zum Beispiel also »Rotes Kratom« (Wirkung: sedierend). Auch zur Eigenbehandlung von Depressionen, Ängsten und Panikattacken wird die Substanz häufiger verwendet. Da in den letzten Jahren eine steigende Anzahl an Intoxikationen im Zusammenhang mit Kratom verzeichnet wurden, wird davon ausgegangen, dass auch die Häufigkeit der Kratom-Einnahme steigt.


Es ist jedoch leider nicht ausreichend belegt, für welche der Folgen im Körper Kratom tatsächlich selbst verantwortlich ist, da häufig Mischkonsum betrieben wird und negative Auswirkungen nicht immer eindeutig einer einzigen Substanz zugeordnet werden können. Auch zum Kauf verfügbare Produkte sind häufig mit weiteren Substanzen versetzt, welche die Wirkung des Kratom verstärken können. Wie bei allen psychoaktiven Mitteln ist aufgrund von Wechselwirkungen vom Mischkonsum abzuraten.

Es gibt verschiedene Arten und Konsumformen von Kratom

Kratom-Wirkungsdauer

Wie lange wirkt Kratom? Das lässt sich nicht allgemein beantworten, denn sowohl Wirkung als auch Dauer sind stark von der Dosierung abhängig. Bei einer geringen Kratom-Dosierung ist die anregende Wirkung des Kratom bereits nach etwa zehn Minuten spürbar und hält dann bis zu zwei Stunden an. Bei höheren Dosierungen an Kratom kann die Wirkungsdauer auch bis zu sechs Stunden betragen.

Kratom-Nebenwirkungen

Die Annahme, dass es sich bei Kratom um eine ungefährliche Substanz handelt, da es bis heute in vielen Ländern legal ist, ist ein Trugschluss. Die Einnahm über einen längeren Zeitraum kann eine Reihe an unangenehmen Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu gehören Appetitlosigkeit und GewichtsverlustZittern und Erbrechen und bei einigen Patienten wurden Leberschäden festgestellt. Ob diese eine langfristige Wirkung des Kratoms sind, konnte jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Zudem besteht bei der Substanz dadurch, dass es an die Opioid-Rezeptoren im Gehirn bindet, die Gefahr einer Abhängigkeit. Das Risiko scheint nicht so hoch zu sein, wie bei Opioiden selbst, sollte aber dennoch beachtet werden. Es können also nach längerem Konsum Entzugserscheinungen auftreten, die ähnlich denen nach längerem Opiatgebrauch sind. Es treten sowohl körperliche als auch psychische Entzugserscheinungen auf, beide scheinen jedoch schwächer ausgeprägt zu sein als bei einem Opiatentzug. Übliche Entzugserscheinungen sind:


  • vermehrte Schmerzen
  • Fieber
  • Krämpfe
  • Schlafprobleme
  • Schwitzen
  • Durchfall
  • innere Unruhe und Angstzustände
  • Anspannung

Bei manchen Quellen im Internet liest man zwar, dass das Abhängigkeitspotenzial »nur« ähnlich dem von Koffein und Nikotin ist, allerdings gibt es dazu keine offiziellen Studien, die das entsprechend belegen könnten. Da es allgemein kaum klinische Studien zu Kratom gibt, sollten alle Informationen, die zur Wirkung von Kratom zu finden sind, hinterfragt werden. Das meiste beruht auf Privatberichten oder vereinzelten Studien an Tieren.

Kratom-Extrakt

Die Wirkung von Kratom: Fazit

Da es sich bei Kratom nicht um ein synthetisches, sondern ein pflanzliches Mittel handelt, hoffen viele Menschen auf eine natürliche Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht auf Opiate zurückgreifen möchten, stoßen auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten häufig auf die Wirkung von Kratom. Da die reinen Wirkstoffe der Pflanze potenziell vielversprechend sind, was die Anwendung als Schmerzmittel angeht, könnte es sich in Zukunft um eine wertvolle Ersatzmöglichkeit oder Ergänzung handeln. Damit jedoch die Gefahren minimiert und besser eingeschätzt werden können, sind hier weitere Studien und wissenschaftliche Untersuchungen sinnvoll.


Kaum verlässliche Quellen, die schlecht erforschte Wirkung des Kratom und ein potenziell hohes Abhängigkeitsrisiko: Aktuell gibt es einfach noch zu wenige offizielle Informationen zur Wirkung von Kratom und wie sich eine dauerhafte Einnahme auf den Körper und die Psyche auswirken. Die Einnahme wird daher nicht empfohlen und auch Ärzten wird geraten, mit ihren Patienten andere Möglichkeiten zu eruieren.